150 Jahre SG Kyburg  1872 – 2022

Beim Studium der Protokollbücher fällt auf, dass immer wieder im Zusammenhang mit

politischen, wirtschaftlichen oder kriegerischen Ereignissen Gruppierungen gebildet wurden,

die für eine Verbesserung der aktuellen Situation einstanden. So auch bei der Gründung der

Schützengesellschaft im Jahr 1872. Nach nicht mehr genau nachvollziehbaren

Überlieferungen steht eindeutig fest, dass auch schon früher (allenfalls nach dem

Sonderbundskrieg) eine Organisation bestand, die der Wehrhaftigkeit diente und das

Schiesswesen fördern wollte. Jedenfalls soll der letzte Schützenmeister, Jakob Bäbi, das

Vereinsvermögen von ansehnlichen 150 Gulden dem Schulgut abgetreten haben. So viel

zum Vorgänger des jetzigen Jubilars.

Wieder war ein kriegerisches Ereignis an der Nordgrenze unseres Landes vorbeigezogen,

das Sicherheitsbedürfnis angeregt und die Zeit reif zur Gründung der Schützengesellschaft

Kyburg. Eine Organisation, die sich durch die Statuten sehr strenge, militärisch ausgerichtete

Strukturen gab. Oberstes Ziel war aber immer die Schiesstätigkeit und den Umgang mit der

Waffe zu üben. Daneben wurden auch Gefechtsschiessen und Kartenleseübungen

durchgeführt. Die Kameradschaft wurde immer gepflegt und jährlich mindestens ein

Schiessanlass besucht. Auffallend ist dabei festzustellen, dass des Öfteren Kontakte zu

Stadtzürcher Vereinen gepflegt und gegenseitig Anlässe besucht wurden, dies zu Fuss, mit

Fuhrwerk oder per Bahn. Ob diese Kontakte noch ein Nachspiel zur Schlossherrschaft

waren, lässt sich nicht sicher belegen, ist aber doch als wahrscheinlich anzunehmen.

So verlief das erste Vierteljahrhundert des Vereinslebens relativ ruhig, abgesehen von

häufigen Wechseln in Vorstand und Präsidium. Erwähnenswert ist noch das Jahr 1891. Aus

Anlass der regen Festteilnahmen, wurde eine Fahne angeschafft, die Finanzierung schon

damals durch Sponsoren sichergestellt. Das Geld war immer wieder ein Sorgenkind.

Andererseits liess man sich 'nicht lumpen' und engagierte für ein Absenden des

Endschiessens 1890 ein 6-Mann Musikkorps.

So ging das Jahrhundert ohne weitere Höhepunkte vorbei. Das Vereinsleben war nicht

immer auf Höhenflug, musste doch bis 1904 zugewartet werden, bis der erste Sektionskranz

an die Fahne geheftet werden konnte. Dann kamen einige erwähnenswerte Ereignisse. 1905

wurde ein Teil des kantonalen Feldschiessens durchgeführt. Auf siebzig Scheiben wurde

geschossen, leider nahmen statt der erwarteten 700 Schützen nur deren 470 teil. Bereits

1913 fand der wohl grösste Schiessanlass auf Kyburger Boden statt. Ein Freischiessen an 5

Tagen mit einem Munitionsverbrauch von 16'470 Schuss - wahrlich eine währschafte

Knallerei! Das finanzielle Ergebnis war zufriedenstellend und in der Folge wurde der

Mitgliederbeitrag reduziert.

Leider bedurfte es dann wieder einer Katastrophe, die mit den Schüssen in Sarajewo begann

und das Schiesswesen zuerst sehr einschränkte, in der Folge aber zum Bau einer neuen

Schiessanlage mit einer Zugscheibenanlage am jetzigen Standort führte. Das

Scheibenproblem war damit gelöst. Jedoch schoss man immer noch unter freiem Himmel,

was die Frage nach einem Schützenhaus aktueller werden liess. Der Kauf eines

Occasionsobjektes in Villmergen musste aus Kostengründen fallengelassen werden, auch

ein Materialmagazin beim Schiessplatz fand keine Gnade. Endlich, 1934 mitten in der

Krisenzeit, konnte dann ein eigentliches Schützenhaus eingeweiht werden. Dank der

finanziellen Zusicherung der Familie Morf zur Übernahme der nicht durch Frondienst

abgedeckten Kosten, konnte der Bau verwirklicht werden. Das Holz wurde von diversen

Waldbesitzern gespendet und zur Säge und nachher zum Bauplatz geführt.

Wieder zogen düstere Wolken am Horizont auf und führten nach der legendären Landi 1939,

eines Anlasses der sicher auch die Wehrhaftigkeit förderte, zum Beginn des Krieges im

September dieses Jahres. An ein geordnetes Vereinsgeschehen war nicht mehr zu denken.

Die Aktivdienstzeiten verunmöglichten eine geordnete Präsenz. Gratismunition gab es nur

noch 18 Schuss pro Schütze und Kaufmunition war nicht mehr erhältlich. Schützenfeste gab

es während dieser Zeit keine und nach dem totalen Chaos in Europa brauchte es noch

einige Zeit, bis sich das normale Leben wieder einspielte. So ist es nicht verwunderlich, dass

das 75-Jahr-Jubliäum 1947 in bescheidenem Rahmen durchgeführt wurde. Das folgende

Vierteljahrhundert war durch geringe Vereinstätigkeit gekennzeichnet, mit einem absoluten

Minusrekord von 12 Teilnehmern an der Generalversammlung von 1960. Und trotzdem sind

Ereignisse zu meiden, die aus diesem Wellental herausragen, so die Einrichtung einer neuen

Silenta Signalanlage im Jahr 1959, und die neue Fahne wurde 1965 eingeweiht. Mit einem

Jubiläumsschiessen und einem Festakt wurde 1972 der 1 00ste Geburtstag der Gesellschaft

gefeiert.

Aber auch am guten alten Schützenhaus gingen die Jahre nicht spurlos vorbei. Nachdem die

Sicherheit und der Schallschutz nicht mehr genügten, beschloss die Gemeindeversammlung

gegen eine nicht unbedeutende Opposition einen Neubau. Die Schützenstube wurde in

Fronarbeit ausgebaut und bildete in der folgenden Zeit immer wieder einen beliebten

Treffpunkt. Leider musste nur wenige Jahre danach das Ganze nach einem Wassereinbruch

erneuert werden. Zum Glück bestand eine entsprechende Versicherung.

1996, rechtzeitig zum 125-jährigen Jubiläum 1997 wurde der Schiessstand mit einer

Elektronischen Trefferanzeige von Sius Ascor ausgerüstet.

 

Die letzten 25 Jahre waren geprägt von sportlichen Erfolgen.

Drei Präsidenten teilten sich dieses Vierteljahrhundert: Urs Bosshard, Walter Bosshard und

Werner Zberg.

Gezieltes Training und Nachwuchsausbildung haben ihres zu den steigenden Resultaten

beigetragen.

Zu Beginn der 2000er Jahre hatten unsere Juniorenkurse regelmässig um die 15

Teilnehmende.

Anfangs waren es eher kleinere Erfolge wie der Gewinn des Fasnachtsschiessens 2001

nach einer längeren Durststrecke oder der Einzug in den Bezirksgruppenmeisterschaftsfinal

von gleich 2 Gruppen und dem 3. Rang der B-Gruppe, was die erste Medaille an einem

Gruppenmeisterschaftsfinal bedeutete. 2006 folgte dann die erste Qualifikation für den

Kantonalfinal. 

Mit der Durchführung von Grossanlässen machte die SG Kyburg weit über die

Bezirksgrenzen hinweg von sich reden. 

Absolute Höhepunkte waren sicher das Ratsherrenschiessen des Kantons Zürich 2006 und

das Zürcher Kantonalschützenfest 2012.

Das Ratsherrenschiessen mit über 900 Schiessenden an einem Halbtag auf den 3

Schiessplätzen Kyburg, Luckhausen und Lindau erforderte gute Vorbereitung und

Organisation. Hier wurden wir von unseren Kollegen der SG Ottikon und des GSV Lindau

unterstützt.

Das Festzentrum mit einem Festzelt für gut 1000 Personen stand an bester Lage auf der

Kyburger Allmend.
Der Sieg unseres Ehrenmitgliedes Kurt Bosshard in der Kategorie Gemeindepräsidenten

machte den Erfolg des Ratsherrenschiessens in Kyburg noch perfekt.

Ein weiteres Highlight war sicher das Zürcher Kantonalschützenfest 2012, welches vom

Bezirk Pfäffikon organisiert und durchgeführt werden durfte. Auch da wiederum mit

beachtlicher Kyburger Beteiligung. Unser Schiessstand war an allen 3 Wochenenden

durchgehend geöffnet. Festwirtschaft und Schiessbetrieb wurden bestens geführt. Mit Walter

Bosshard war auch ein Kyburger im Leitenden Ausschuss des OK vertreten.

Auch hier dürfen wir uns sportlich sehen lassen, stellten wir doch zum Schluss mit Bruno

Baumgartner den Schützenkönig in der Kategorie Ordonnanz.

2015 übernahm die Schützengesellschaft Kyburg die jetzige Schiessanlage im Baurecht, um

den Fortbestand der Sportanlage für die Kyburger Schützinnen und Schützen über die

anstehende Eingemeindung hinaus sicherzustellen.

Der eigentliche sportliche Aufstieg begann dann im Jahr 2007 mit dem 6. Schlussrang am

Zürcher Kantonalschützenfest. Die erzielten 91.73 Punkte bedeuteten das beste

Sektionsresultat seit 15 Jahren. Dies führte zum Wiederaufstieg in die 3. Kategorie.

In diesem Jahr erfolgte auch die erstmalige Qualifikation für die 2. Runde der Sektions-

meisterschaft.

Von da an ging es sportlich nur noch aufwärts bis in die 1. Kategorie, wo die Schützen-

gesellschaft Kyburg mittlerweile eine feste Grösse darstellt.

Ein weiterer sportlicher Höhepunkt war sicher der Sieg am Zürcher Gruppenmeisterschafts-

final im Feld A vom Jahr 2019.  

Auch die Teilnahme von einzelnen Schützen an den Schweizermeisterschaften soll nicht

unerwähnt bleiben.

Jüngstes Beispiel auf dem sportlichen Höhenflug ist der Sieg im B-Final der OMM im letzten

Jahr.

2o2o gewannen wir am Vancouver Fernmatsch die grosse Trophäe Cariboo, welche nun im

Schiessstand einen Ehrenplatz einnimmt.

Dazu kam noch die erstmalige Teilnahme am Sektionsmeisterschaftsfinal.

Diesen sportlichen Aufstieg massgeblich mit in die Wege geleitet hat der nachmalige

langjährige Präsident Werner Zberg. Als wir Kyburger Schützen noch nicht einmal wussten,

was ein Standardgewehr ist, hat er das neue Sportgerät im Verein etabliert und gefördert.

Auf die Initiative unseres damaligen Präsidenten Urs Bosshard geht die Mitgliedschaft im

Morgarten Schützenverband und die damit verbundene alljährliche Teilnahme am

historischen Morgartenschiessen, jeweils am 15. November, zurück. 19-mal in den

vergangenen 20 Jahren besuchten wir das Morgartenschiessen.

2020 musste das Morgartenschiessen neben vielen weiteren Schiessen auf Grund der

weltweit grassierenden Coronapandemie abgesagt werden.

Zweimal durften wir während der Amtszeit von Walter Bosshard am Rütlischiessen

teilnehmen, nämlich 2003 und 2009.

Selbstverständlich besuchten wir auch jedes Eidgenössische Schützenfest. Besonders

erwähnen möchte ich hier das Eidgenössische 2005 in Frauenfeld.

Erstmals seit rund 40 Jahren besuchten wir während 2 Tagen ein Schützenfest. Mit Traktor

und Wagen fuhren wir in Frauenfeld vor und übernachteten im und um den Wagen. Ein
Highlight war da der 50. Geburtstag unsres Vorstandsmitgliedes Doris Bosshard, welchen

wir gebührend feierten bis in die Morgenstunden.

Wie dieses Beispiel zeigt, wurde auch die Kameradschaft und das Gesellige in der

Schützengesellschaft Kyburg stets gepflegt und hat bis heute einen hohen Stellenwert im

Verein.

Ich glaube, dass vor allem auch das ein wichtiger Grund war für den sportlichen Aufstieg,

neben dem professionellen und intensiven Training.

Ich kann darum nur sagen: «Weiter so!» Dann ist auch in Zukunft noch einiges zu Erwarten

von der Schützengesellschaft Kyburg.

 

Die Präsidenten von 1872 bis heute  

2021 – ???? Wettstein Michael

2009 – 2021 Zberg Werner

2001 – 2009 Bosshard Walter

1991 – 2001 Bosshard Urs

1987 – 1991 Weiss Werner

1971 – 1987 Zberg Hans

1967 – 1971 Huber Werner

1951 – 1967 Bosshard Gottfried

1945 – 1951 Hafner Jakob

1933 – 1945 Würgler Jakob

1926 – 1933 Sauter Adolf

1916 – 1926 Müller Adolf

1908 – 1916 Hafner Jakob

1906 – 1908 Gut Rudolf

1900 – 1906 Zehnder Julius

1896 – 1900 Wettstein Jakob

1894 – 1896 Ochsner Johann

1893 – 1894 Würgler Salomon

1888 – 1893 Weiss Albert

1885 – 1888 Pfau Jakob

1882 – 1885 Schreiber Jakob

1878 – 1882 Nieth Rudolf

1877 – 1878 Bosshard Johann

1875 – 1877 Bollmann Gottfried

1874 – 1875 Wintsch Gottlieb

1872 – 1874 Hafner Heinrich 

 

Herzlichen Dank an Walter Bosshard für die Verfassung der Vereinschronik!

Der Vorstand und die Mitglieder der SG- Kyburg

© Schützengesellschaft Kyburg